Hier kommt er nun, der Bericht über die Karl Lagerfeld Ausstellung „Parallele Gegensätze“, die derzeit im Museum Folkwang in Essen gezeigt wird.
In meinem letzten Artikel habe ich ja bereits ein paar Vorabinformationen geliefert und vielleicht den einen oder anderen für die Ausstellung begeistern können.
Nun war ich selbst dort und muss sagen, dass es eine wirklich gelungene und facettenreiche Ausstellung der fotographischen Werke und der schöpferischen Kunst Lagerfelds ist:
Die Ausstellung im Museum Folkwang zeigt auf 1400 Quadratmetern die Ideenvielfalt des Gestalters Lagerfeld. Sie schließt damit an die Tradition des Museumsgründers Karl Ernst Osthaus‘ an, Kunst und Leben zu verbinden und die Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst zu überwinden. Durch 14 Ausstellungsräume zieht sich der Bogen von den glamourösen 90ern bis zur Gegenwart. Dabei lässt Lagerfeld sich regelmäßig von Künstlern wie Edward Hopper, Lyonel Feininger oder Literaten wie Oskar Wilde inspirieren. Mehr als 400 Exponate, darunter Zeichnungen, Fotografien, „Karlikaturen“, Bücher, Designobjekte und Filme, Bühnenbilder sowie natürlich aktuelle Haute Couture-Modelle aus der Herbst/Winter-Kollektion 2013/14 sind zu sehen, außerdem eine für Karl Lagerfeld typische Arbeitssituation sowie die Buchhandlung 7 L und L.S.D. in Paris, die der Designer zusammen mit Gerhard Steidl gegründet hat.

Karl Lagerfeld In der Ausstellung im Museum Folkwang 2014
KARL LAGERFELD „Parallele Gegensätze“
Fotografie – Buchkunst – Mode
© Museum Folkwang, Sebastian Drüen, 2014
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir persönlich u.a. die Alterungsbilder: Ein faszinierender Anblick, der mir zugleich einen Schauder über den Rücken liefen ließ. In vier Phasen werden dort die Portraits zweier Personen – Mann und Frau – gezeigt; im Alter von etwa 30, 50, 90 und ? Jahren! Eigentlich gibt es niemanden, der zu Lebzeiten so aussehen würde. Also ist das letzte Bild eigentlich ein Portrait einer verstorbenen Person, die wiederum lebend portraitiert ist. Surreale Momente gab es in dieser Ausstellung immer wieder. Fehlende Schatten, sowie reelle Personen vor gemaltem Hintergrund, komplettierten die surreale Serie.
Aber es gab noch viel mehr zu entdecken. Gleich am Eingang ist der Arbeitsplatz des Modeschöpfers nachgebaut. Man steht also sozusagen vor Lagerfelds Zeichentisch, hinter dem sich eine gewaltige und reich gefüllte, dennoch klar strukturierte Bücherwand befindet. Das Eintauchen in die Welt Lagerfelds begann durch diese Installation also gleich zu Beginn.

Karl Lagerfeld – Ausstellungsansicht im Museum Folkwang, 2014
Raum Frühe Arbeiten: Arbeitssituation von Karl Lagerfeld
© 2014, Karl Lagerfeld
© Museum Folkwang, Sebastian Drüen, 2014

Karl Lagerfeld im Museum Folkwang
Arbeitssituation von Karl Lagerfeld
© Museum Folkwang, Sebastian Drüen, 2014
Fotografien von Luxuswagen, Zeichnungen von Kleidern, Videos von Modenschauen, sowie die dazugehörigen architektonischen Modelle der Veranstaltungsstätten und Catwalks erwarten den Besucher genauso, wie 1:1 Modelle der Kleider auf Schaupuppen.
Im Hintergrund begleitet die Runway-Musik zu den verschiedenen Kollektionen die Ausstellung auditiv: ein weiteres Detail, das mich in die kreative und modische Welt Lagerfeld eintauchen ließ.

Karl Lagerfeld – Ausstellungsansicht im Museum Folkwang, 2014
Raum CHANEL: Haute Couture-Mode, CHANEL 2013
Modezeichnungen, CHANEL 2013
© 2014, Karl Lagerfeld
© Foto: Museum Folkwang, Sebastian Drüen, 2014
Desweiteren gab es Original-Werbeplakate aus der Sammlung Lagerfelds, Kampagnenplakate zu den Chanelkollektionen und vieles mehr. Die Details führe ich etwas weiter unten auf.
Ein weiteres Highlight: Fotographieren ist erlaubt. Karl Lagerfeld war, laut Auskunft des Museums, bei seinem Besuch zur Eröffnung voller Zufriedenheit über die Ausstellung und sah keinen Grund den Besuchern das Fotographieren zu untersagen. Sehr gelassen, Herr Lagerfeld! Die Besucher werden es Ihnen danken. So erfreue ich mich an einigen Bildern, die ich machen konnte und denke gerne an diese gelungene Ausstellung zurück.
Hier noch einmal im Detail, was die Besucher dort erwartet und ein paar persönliche Anmerkungen:
Raum 1 – Frühe Arbeiten
- Hommage à Oskar Schlemmer, 1997
- Frühe Polaroids (Stella Tennant, Biarritz, 1997 u. a.)
- Porträt Brad Kroenig, 2006
- Arbeitssituation
Raum 2 – Wie gemalt
- Hommage à Feuerbach, 1988
- Hommage à Feininger, 1988
- Fantasy (Hommage à Florine Stettheimer), 2011
- Suite 3906 (Hommage à Edward Hopper), 2010/11
- Atelier Fendi, 2011/12

Karl Lagerfeld – Selbstportrait, 2011
Aus der Serie Suite 3 Atelier Fendi
Inkjet auf Leinwand (84 × 120 cm)
© 2014 Karl Lagerfeld
Raum 3 & 4 – Literarische Stoffe
• A Portrait of Dorian Gray, 2005
• Faust, 1995
• Le Voyage d’Ulysse, 2013

Karl Lagerfeld – A portrait of Dorian Grey, 2005
Direktdruck auf Aludibond (70 x 100 cm)
© 2014 Karl Lagerfeld
Raum 5 – CHANEL
• CHANEL – Then and Now, 2005
• Haute Couture-Mode, 2013
• Modezeichnungen, 2013
• Modeschauen, Haute Couture und Métiers d’Art (Filmdokumentationen)
• Anzeigenkampagnen und Kataloge
• Architekturmodelle (für die Set-ups der Modenschauen)

Karl Lagerfeld – Chanel Then Now, 2005
Auflage 20
Algraphy-Zeichnung auf Arches-Bütten (40 × 50 cm)
© 2014 Karl Lagerfeld
Raum 6 – Architektur
• Tadao Ando – Vitra House, 1998
• Casa Malaparte, 1998
• The House in the Trees, 1998
• Designed by Man and Nature, 2010
• New York Facades, 2010
Raum 7 – Merchandising und Produktdesign
• A Different View (für Rolls-Royce), 2012
• Factory Constructivism (für VW), 2004
• Kaleidoscopic Vision of a Car (für Audi), 2007
• Room Service, Visions and a Decision u. a. (für Dom Pérignon), 2006 ff.
• Schwarzkopf Bunt, 2014 • Cassina, 2013
• The S.L.E.D. (für Steinway & Sons), 2003
• Narcissus (für Döttling), 2010
Raum 8 – Porträts
• Aktstrakt, 2000
• Metamorphosis of An American, 2003–2008
• Porträt Baptiste Giabiconi, 2010
• Porträt Gwyneth Jones, 2014
Raum 9 – Reklame
Beispiele aus der Plakatsammlung Karl Lagerfeld (Ludwig Hohlwein, Lucian Bernhard u.a.)
-> Frühe Werbeplakate, die wir heute als „Retro“ bezeichnen würden, gehörten ebenfalls zu den Interessen Lagerfelds. Hier gibt es für graphisch Interessierte originale Details.Raum 10 – The Glory of Water, 2013
Daguerreotypien
Raum 11 – a. d. S. The Little Black Jacket, 2013
Fire engravings
-> In einem dunklen Raum, werden diese Bilder, die durch das Feuergravurverfahren entstanden sind mit Licht inszeniert. Man muss schon nah herangehen, um die Machart zu verstehen. Das Auge wird getäuscht, doch fügen sich die Bilder zusammen. Auch der Schattenwurf ist ein spannendes Detail. Ich rate: selber ansehen :)Raum 12 – Kino
fünf Filme für CHANEL und FENDI
• CHANEL – Then and Now, 2005
• Haute Couture-Mode, 2013
• Modezeichnungen, 2013
• Modeschauen, Haute Couture und Métiers d’Art (Filmdokumentationen)
CHANEL Prêt-à-Porter Printemps-Été 2013
CHANEL Prêt-à-Porter Automne-Hiver 2013/14
CHANEL Métiers d’Art 2012/13 Paris-Édimbourg
CHANEL Métiers d’Art 2013/14 Paris-Dallas
CHANEL Haute Couture Printemps-Été 2013
CHANEL Haute Couture Automne-Hiver 2013/14
• Anzeigenkampagnen und Kataloge
• Architekturmodelle (für die Set-ups der Modenschauen)
Raum 13 – Bücherwelten
• Lagerfeld im Steidl Verlag, seit 1994 Edition 7L, seit 2000 L.S.D., seit 2010
• Karlikaturen, seit 2012
Raum 14 – Librairie 7L
• Pop up-Store; Karl Lagerfeld Buchhandlung in Paris
-> Zum Abschluss erwartet eine kleine Buchhandlung den Besucher mit thematischen Werken rund um Couture, Fotografie und Architektur. Zudem bietet ein Bereich des Pop-up Store die Bücher, die Karl Lagerfeld selbst zu seinen Favoriten zählt.Mehr Informationen über Karl Lagerfeld und seine Arbeit gibt es hier.
Liebe Celia,
wie mir scheint ist die Ausstellung in Essen deutlich spannender als in Hamburg in der Kunsthalle (Feuerbachs Musen – Lagerfelds Models: http://www.hamburger-kunsthalle.de/index.php/feuerbachs-musen-lagerfelds-models/articles/feuerbachs-musen-lagerfelds-models.html).
Herzliche Grüße
Wera
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Hat dies auf kultur und kunst rebloggt und kommentierte:
Vielen Dank für diesen wunderbaren Ausstellungsbericht vom ArchicoutureLAB zu „Karl Lagerfeld. Parallele Gegensätze – Fotografie – Buchkunst – Mode“ vom Folkwang Museum in Essen.
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